Schon bei der Entwicklung des ersten Autos wusste Unternehmensgründer und Visionär André Citroën, was er konstruieren und bauen wollte.

Ein günstiges Fahrzeug mit geringen Unterhaltskosten. Diese Grundsätze führten zum Typ A 10 HP, der am 4. Juni 1919 in Paris auf dem Champs-Elysee präsentiert wurde.

Nach dem Vorbild Henry Fords wandte André Citroën die Methoden der modernen Industrieproduktion an, die die Herstellung robuster und sparsamer Autos in Großserie ermöglichten. Der Einführungspreis von 7.950 Franc war für die Zeit außergewöhnlich niedrig.

Die Ausbildung des jungen André Citroën

Sein technisches Verständnis war die Basis für sein späteres Schaffen. In jungen Jahren besuchte er die Firma seines Onkels in Warschau und lernte dort das Prinzip der Kraftübertragung durch Winkelverzahnung kennen. Er ließ sich eine Maschine patentieren, die in der Lage war, Verzahnungen in Form von Doppelwinkeln herzustellen. Daher leitet sich auch das Logo der Marke ab.

Kurz darauf begann er mit der Produktion von winkel- und spiralverzahnten Rädern und Untersetzungsgetrieben aus Stahl unter anderem für Automobile. Mit seiner 1912 gegründeten Firma setzt er im Laufe der Jahre Maßstäbe in der Fahrzeugentwicklung.

So erhielt der Citroën Typ B12 als erste europäische Serienauto 1925 eine Ganzstahl-Karosse. Dieses Modell verfügte zudem als erster Großserienwagen über eine Vierradbremse, die zuvor nur bei teuren Luxuswagen zum Einsatz kam. In den darauffolgenden Jahren kamen beispielsweise die ersten verstellbaren Vordersitze und die ersten Bremsleuchten dazu. Ausstattungsdetails, die heute selbstverständlich sind.

Innovative Werbeideen

André Citroën wusste genau, wie er sein Unternehmen ins Licht der Öffentlichkeit rücken konnte. Er nutzte dabei jede sich bietende Gelegenheit. So erhielt er gleich zweimal die Chance, seinen Namen in die Lüfte zu heben. Im Jahr 1922 schrieb erstmals ein Flugzeug mit einer Rauchfahne das Wort „Citroën“ kilometerhoch in den Himmel. Am Tag zuvor hatten Zeitungsanzeigen die Pariser neugierig gemacht: „Wenn morgen schönes Wetter ist, schauen Sie in den Himmel.“

Als 1925 ein gewisser Herr Jacopozzi anbot, den Eiffelturm von seinen Kletterern mit einer riesigen Leuchtreklame verzieren zu lassen, griff Citroën erneut zu. In den nächsten Jahren strahlte der Name Citroën, aus über 250.000 Glühbirnen gebildet, vom Pariser Nachthimmel.

Die einzelnen Buchstaben des Schriftzugs hatten eine Größe von bis zu 35 Metern. Zur Installation der Anlage wurden Hochseilakrobaten und Zirkusartisten engagiert, die das Gestell in luftiger Höhe montierten. Ein Umspannwerk am Fuße des Eiffelturms sicherte die Stromversorgung. So hell und so weit zu sehen, dass er Charles Lindbergh bei dessen Pionierflug über den Atlantik den Weg zum Flughafen Le Bourget wies.

Um Interesse für die im Jahr 1922 vorgestellten Halbketten-Fahrzeugen zu wecken, durchquerten vom 17. Dezember 1922 bis zum 7. März 1923 fünf Modelle des Typ B2 10 HP die Sahara. Gestartet wurde in Touggourt bei Algier. Von dort ging problemlos es durch das Ahaggar, oder auch Hoggar-Gebirge bis nach Timbuktu und wieder zurück an den Ausgangspunkt.

Im Jahr 1923 begann André Citroën mit der Produktion von Spielzeugautos. Sozusagen die originalgetreue Kopie des Familienautos. Das erste Modell war der Torpédo B2 10HP, insgesamt wurden in den ersten 10 Jahren mehr als 30.000 Modelle verkauft.

Beschilderung der Straßen

1921 startete Firmengründer André Citroën ein aufwändiges Projekt, um die bis zu diesem Zeitpunkt unzureichende Straßenbeschilderung in Frankreich zu verbessern. Er stiftete in ganz Frankreich sogenannte „Plaques Citroën“, die im Straßenverkehr als Hinweis- und Gefahrenschilder dienten. Die zunächst achteckig, später oval geformten Blechschilder verfügten über den Zusatz „Don de Citroën“ (auf Deutsch: „gestiftet von Citroën“).

Dass die „Plaques Citroën“ zugleich als Werbetafeln für die Marke mit dem Doppelwinkel dienten, belegt die Kreativität und Innovationskraft, mit der Firmengründer André Citroën auch in Sachen Werbung zu überraschen wusste.

In den 1920er und 30er Jahren folgte in Frankreich ein wahres Wettrennen unter den Automobilherstellern und Zuliefererbetrieben. Jedes Unternehmen wollte möglichst viele Verkehrsschilder produzieren und stiften, um eine möglichst hohe Präsenz im Straßenverkehr zu gewährleisten. Ein Wettstreit, den Citroën eindeutig für sich entscheiden konnte. Bis 1937 waren über 165.000 „Plaques Citroën“ an Frankreichs Straßen sowie in den damaligen algerischen Departements zu sehen.

Citroën Beschilderung auch in Köln

Auch in Deutschland wurden in den Vorkriegsjahren die heute noch als Sammlerstücke begehrten „Plaques Citroën“ aufgestellt. Eine Aufnahme der Hohenzollernbrücke in Köln aus dem Jahr 1928 zeigt, dass die viel befahrene Brücke im Herzen Kölns ebenfalls komplett mit achteckigen Citroën Schildern versehen war.

Neben den vielen Logos des Unternehmens auf der Hohenzollernbrücke, fuhren mehrere Werbeflotten der neuesten Citroën Modelle durch ganz Deutschland. Darunter war auch der in Köln-Poll gefertigte Typ B14, nach seinem Produktionsort liebevoll „Der Poller“ genannt.

Der 1878 geborene André Citroën verstarb am 3. Juli 1935 nach einem langen und erfüllten Leben. Die aus politischen Gründen notwendige Schließung des 1927 gegründeten Werks in Köln am 4.12.1935 musste er nicht mehr erleben.

André Citroën und sein Unternehmen

Die herausragenden technischen wie werblichen Leistungen des französischen Autoherstellers sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei Citroën wirtschaftlich ebenfalls alles im Lot war. Kurz vor dem Tod von André Citroën stand sein Lebenswerk nahe am Abgrund. Hätte der traditionsreiche Reifenhersteller Michelin 1934 nicht die Kontrolle übernommen, wäre der erste frontgetriebene und auf selbsttragender Ganzstahlkarosse aufbauende Traction Avant wohl nie so erfolgreich geworden.

40 Jahre später stand Citroën abermals an einem Scheideweg. Erfolglose Firmenbeteiligungen im Ausland, ein teures neues Werk außerhalb von Paris und die hohen Entwicklungskosten der Modellreihen CX und VD trieben den Autobauer in Richtung des Ruins. Peugeot, ehemals ein Übernahmekandidat von Citroën, erwarb 1974 die Aktienmehrheit und 1976 die restlichen Anteile. Daraus entstand die Groupe PSA, die bis heute tätige Firmengruppe mit den Marken Citroën, DS Automobiles und Opel, Peugeot und Vauxhall.

Zum Schluss noch ein Zitat von André Citroën, das noch heute Gültigkeit besitzt: „Das Automobil soll das Instrument sein, mit dem die Völker in aller Welt einander kennen und schätzen lernen“.