Auf dem Genfer Autosalon rauften sich die Journalisten Mitte März 1961 sprichwörtlich um die ersten Testfahrten mit dem nagelneuen Jaguar E-Type.

Die zwei Fahrzeuge, ein Coupé in der Farbe Opalescent Gunmetal Grey und ein Roadster in British Racing Green, hatten beide eine spektakuläre Anreise vom Werk in Coventry in die westliche Ecke der Schweiz.

Das Fixed-Head Coupé mit dem Kennzeichen 9600 HP wurde eine Nacht vor der im Genfer Parc des Eaux Vixes angesetzten Vorstellung vom Jaguar PR-Manager Bob Berry mit Vollgas durch Frankreich gejagt. Zeitzeugen berichten, dass Berry nur wenige Minuten vor dem Beginn am Genfer See ankam.

Die zweite rasante Fahrt lieferte der Jaguar Testfahrer und Entwicklungsingenieur Norman Dewis ab. Mit einer auch heute noch unglaublichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 111 km/h trieb er seinen 3,8-Liter-Roadster von England durch Frankreich über Landstraßen und Alpenpässe bis nach Genf.

Diese beiden Autos, die später auch als Presse-Testwagen dienten und die in ihnen absolvierten Fahrten sind bis heute ein Stück Firmengeschichte. Deshalb wird das Duo zum Jubiläum neu aufgelegt. „9600 HP“ und „77 RW“ wird es jeweils nur sechsmal geben, allerdings nur im Doppelpack. Die Sportwagen werden auf originalen Series 1-E-Types mit 3,8-Liter-Sechszylinder-Motor neu aufgebaut und dürften den Zustand damaliger Neufahrzeuge übertreffen.

Vom Sechszylinder zum V12

Unter der langgestreckten Motorhaube war anfangs ein 269 PS starker Reihensechszylinder eingepflanzt. Das sagenhafte Drehmoment von 353 Nm beschleunigte den E-Type in 7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 241 km/h. Kein Wunder also, dass die vorab beschriebene Strecke in diesen sensationellen Zeiten bewältigt wurde.

Der Autor dieses Artikels kann von den sagenhaften Fahreigenschaften mit einem E-Type Roadster bei der Hamburg-Berlin-Klassik berichten. Das im Besitz von Jaguar Land Rover Deutschland befindliche Fahrzeug des ersten Baujahrs befand sich in einem herausragenden Zustand und bereitete ein ungemein hohe Fahrfreude.

1964 wurde der Hubraum auf 4,2 Liter erhöht. Die Leistung blieb gleich, nur das Drehmoment erfuhr eine Steigerung auf 384 Nm. Geschaltet wurde ab diesem Zeitpunkt mit einem von Jaguar entwickelten voll synchronisierten Viergang-Getriebe.

Das 1966 vorgestellte 2+2 Coupé verfügte über einen längeren Radstand und 2 Notsitze im Fond. Anstatt des manuellen Getriebes konnte dieses Modell auch mit einer BorgWarner Dreigang-Automatik bestellt werden. Der 1971 vorgestellte E-Type mit 12 Zylindern und einem Hubraum von 5,3 Litern war mit 276 PS nur unwesentlich stärker als die Sechszylinder, verfügte aber über noch bessere Fahrleistungen.

Der Jaguar E-Type im Motorsport

Mit speziell für den Motorsport entwickelten Lightweight-Versionen des E-Type startete Jaguar im Winter 1962/1963. Monocoque, Karosserie und Motor waren weitgehend aus Aluminium gefertigt und die Leistung betrug rund 320 PS. Obwohl 18 Fahrzeuge geplant waren, wurden nur 12 gebaut. Die fehlenden 6 Lightweight-Modelle wurden mit den Chassis-Nummer 13 bis 18 im Jahr 2014 hergestellt und für rund eine Million Pfund Sterling an Liebhaber verkauft.

Tipps für Sammler

Der Preis für einen E-Type startet aktuell bei rund 30.000 Euro. In den oberen Preisregionen kann sich diese Zahl aber auch verzehnfachen. Ein guter Ansprechpartner ist Jaguar Land Rover Classic in Essen. Zudem ist die Jaguar Association Germany mit ihrem E-Type Referenten Manfred Hinz eine gute Quelle.

Jaguar E-Type Neuauflage 2021