Mann+Hummel aus Ludwigsburg, ein weltweit führendes Unternehmen für Filtrationstechnologien, hat seit 2018 am Stuttgarter Neckartor Filter Cubes installiert, die Stickstoffoxyde (NO2) und Feinstaub aus der Luft auffangen.

Die Innovation trägt zum Gesundheitsschutz von Menschen bei und könnte Fahrverbote in Innenstädten überflüssig machen. Die Weiterentwicklung der Filteranlagen wird nun bis Ende 2019 in Ludwigsburg getestet. Die Stuttgarter Filter Cubes werden bis Sommer 2019 umgerüstet.

Weniger NO2 durch den Einsatz von Aktivkohle

Die neuentwickelten Kombifilter verfügen neben einer Filterlage für Partikel über zusätzliche Aktivkohlelagen, die NO2 absorbieren. Dabei werden hochporöse Aktivkohle-Medien eingesetzt, die mit ihrer großen Oberfläche NO2 aufnehmen. In den Filter Cubes sind neben den Kombifiltern Ventilatoren eingebaut, die die Umgebungsluft anziehen. Der Filter bindet über 80 Prozent des NO2 und des Feinstaubs aus der angesaugten Luft.

Mit dem modularen System können mehrere Filter Cubes übereinander angeordnet werden. Beispielsweise reinigt eine dieser Säulen mit drei Filtern 14.500 m³ Luft in der Stunde. Das Filtersystem kann zudem bedarfsgerecht gesteuert werden, um auf alle Gegebenheiten wie die Luftqualität und Wetterdaten zu reagieren.

Werner Lieberherr, Vorsitzender der Geschäftsführung von Mann+Hummel, hebt die Bedeutung dieser Entwicklung hervor: „Bei Mann+Hummel als Filtrationsexperte mit fast 80 Jahren Erfahrung übertragen wir unsere Expertise auf neue Bereiche. Mit unserer Technologie zur Senkung der NO2- und Feinstaubbelastung können wir 40 Prozent der verkehrsbedingten Emissionen kompensieren. Auf diese Weise tragen wir zum Schutz der Anwohner bei und präsentieren zudem eine echte Alternative zu Fahrverboten in Innenstädten.“

Erste Daten vom Neckartor in Stuttgart

Die insgesamt 17 Filtersäulen am Stuttgarter Neckartor konnten die Partikelkonzentration vor Ort um 10 bis 30 Prozent senken. Das entspricht 40 Prozent aller Feinstaubpartikel, die von vorbeifahrenden Fahrzeugen verursacht werden. Diese entstehen mehrheitlich durch den Bremsvorgang oder Straßenabrieb und nur zu einem geringeren Teil durch Abgase.

Prof. Dr. Achim Dittler, Institutsleiter „Gas-Partikel-Systeme“ am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie, ist im Rahmen des Pilotprojekts am Stuttgarter Neckartor an Messungen und Auswertungen beteiligt. Er bekräftigt die ersten Ergebnisse: „Anhand zeitlich und räumlich hochaufgelöster Messungen lokaler Partikelgrößenverteilung und Partikelkonzentration, die wir im Rahmen einer Masterarbeit mit mobiler Feinstaubmesstechnik durchführen, können wir die Minderungswirkung der Feinstaubfresser-Säulen quantifizieren. Nach Auswertung erster Messungen können wir nachweisen, dass die Minderungswirkung von 30 Prozent im Nahbereich und über 10 Prozent in der Fläche erreicht wird.“

Weltweiter Einsatz

Weltweit ist der Einsatz von Filtersäulen überall dort sinnvoll, wo Menschen besonderen Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastungen ausgesetzt sind. Das gilt zum Beispiel an Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen und großen Kreuzungen. Weitere Einsatzmöglichkeiten könnten Bushaltestellen oder U-Bahnhöfe sein. Dafür entwickelt Mann+Hummel auch Filtrationskonzepte, die sich direkt in Bushaltestellen integrieren lassen.

In den vergangenen Monaten hat Mann+Hummel bereits mobil und stationär einsetzbare Feinstaubfilter präsentiert. 17 Filter-Cube-Säulen sind seit Ende letzten Jahres am Stuttgarter Neckartor stationiert. Drei weitere sind in Ludwigsburg im Einsatz. Auch in Shanghai, Delhi und Bangalore (Indien) wurden Filter Cubes an belasteten Orten installiert.