In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war die Not der Bevölkerung groß und selbst die Politiker schnürten damals ihren Gürtel noch enger.

So wurden der Bundeskanzler und der Bundespräsident mit aus der Vorkriegszeit geretteten Pullmann-Limousinen oder Cabriolets von Mercedes-Benz, Horch oder Maybach chauffiert. Was definitiv keine schlechte Wahl war.

Ende 1947 wurde auf Initiative von Wilhelm Haspel, der nach der Entnazifizierung ab dem 1. Januar 1948 Vorstandsvorsitzender der Daimler AG wurde, die Planung für ein Sport- und Repräsentationsfahrzeug begonnen. Die Notwendigkeit einer Oberklasse-Limousine begründete er mit den Worten: „Was jedoch fehlt, ist ein Fahrzeug, das den Namen Mercedes-Benz wieder vergoldet.“

Der neue Dreiliter-Motor

1951 ist es dann endlich so weit. Mit einem neu konstruierten Dreiliter-Motor mit obenliegender Nockenwelle und 115 PS ist der neuen Mercedes-Benz 300 das neue Spitzenmodell aus Stuttgart. Vorgestellt wurde er seinerzeit als viertürige, sechsfenstrige Limousine sowie als viertüriges Cabriolet, das in der Daimler-Benz Nomenklatur als Cabriolet D bezeichnet wird.

Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer akzeptieren und adoptieren ihn als Dienstfahrzeug. Adenauer soll 1951 der Legende zufolge bei der Präsentation Generaldirektor Wilhelm Haspel in seinem rheinischen Dialekt gefragt haben: „Ham se eijentlich nich wat Jrösseres?“

Und doch nimmt er seinen Dienstwagen 1955 zum Besuch nach Moskau-Besuch mit. Dort lässt er sich zu seinen Besprechungen mit Bulganin und Chruschtschow in den Kreml chauffieren und repräsentiert auch auf diese Weise überzeugend und selbstbewusst die sich im Aufbau befindende junge Bundesrepublik Deutschland. Ein Jahr später bekommt Konrad Adenauer die um 100 Millimeter Langversion.

Große Beliebtheit

Auch außerhalb der politischen Szene in Deutschland avanciert der Typ 300 zu einem anerkannten Statussymbol. König Gustav Adolph von Schweden und auch die Schauspieler Gary Cooper, Erroll Flynn und Fernandel fahren einen der großen Daimler.

Papst Johannes XXIII. Wird in einem als Sonderanfertigung gebauten 300 d Landaulet chauffieren. Bei ihren Besuchen in Deutschland werden zudem Dwight D. Eisenhower und John F. Kennedy im offenen Mercedes-Benz 300 bejubelt.

Die Fahreigenschaften des Mercedes-Benz 300

Die Fachpresse äußerte sich über die Fahreigenschaften des Mercedes-Benz 300 durchwegs fasziniert. Werner Oswald attestiert dem Typ 300 in „auto motor und sport“ 1952 internationale Extraklasse. Die britische Fachzeitschrift „The Autocar“ berichtet in ihrem Test Nr. 1467 über den Mercedes-Benz Typ 300: „Es gibt wenige Limousinen, die zu einer mittleren Geschwindigkeit von 160 km/h in der Lage sind, aber das mit einem fünf- bis sechssitzigen Fahrzeug mit großzügigem Raum für Passagiere und Gepäck bei einem 115-PS-Motor zu erreichen, ist eine bemerkenswerte Errungenschaft.

Tipps für Sammler

Von den rund 8.300 Modellen, die von 1951 bis 1957 gebaut wurden, existieren einige traumhafte Exemplare. Die aktuellen Angebote starten bei 45.000 Euro und steigern sich auf knapp 350.000 Euro. Für weitere Informationen ist die Mercedes-Benz Interessengemeinschaft e. V. ein guter Ansprechpartner.

Der Beiname des Mercedes-Benz 300

Die Popularität von Bundeskanzler Konrad Adenauer befand sich Anfang der 1950er Jahre auf einem Höhepunkt. So ist es auch zu erklären, dass der Volksmund seinen Dienstwagen als Adenauer-Mercedes bezeichnete.