Nachhaltigkeit ist ein viel strapazierter Begriff, wenn es um den Schutz der Umwelt von Seiten der Unternehmen geht.

Mit seiner Long Lasting Performance Strategie beweist Michelin eine Umsetzung in der Praxis. Das erklärte Ziel ist es, Reifen zu entwickeln, die bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern ihre optimale Performance erhalten.

Was steckt hinter der Long Lasting Performance Strategie?

Die Idee hinter der Long Lasting Performance Strategie des französischen Reifenherstellers geht über das eigene Unternehmen hinaus. Die Senkung von Kosten, Material- und Ressourceneinsatz soll dazu beitragen, das volle Potential eines Reifens auszuschöpfen.

Natürlich werden keine Kompromisse bei der Sicherheit eingegangen. Dazu sollen künftig auf Anregung von Michelin die Tests von Reifen erweitert werden. Bis dato werden ausschließlich neue Reifen für ihre Zulassung nach verbindlich festgelegten weltweit geltenden UNECE-Zertifizierungsmaßstäben getestet.

Michelin setzt sich dafür ein, die sogenannte R117-Prüfung auch für gefahrene Reifen anzuwenden, um eine Untergrenze für die Leistungsfähigkeit von Reifen festzustellen. Dafür sollen Reifen nahe ihrer Verschleißgrenze von 1,6 Millimetern an Profiltiefe geprüft werden, um die Mindestanforderung für die Performance gefahrener Reifen zu definieren.

Die praktische Anwendung

Anfang September 2018 hatten wir die Gelegenheit auf dem ÖAMTC-Testgelände in Teesdorf südlich von Wien, die Performance von neuen und gefahrenen Reifen zu erleben. Dazu wurden auf gleich motorisierten und ausgestatteten VW Golf TSI Reifen der Größe 205/65 R16 montiert.

Der Vergleich fand zwischen einem qualitativ hochwertigen Reifen der Klasse A von Michelin und einem Reifen der Klasse C von Avon statt. Die Messungen fanden auf feuchter wie auf nasser Straße mit einem Wasserstand von einem Millimeter statt.

Die Ergebnisse mit den auf 1,6 Millimeter abgefahrenen Reifen waren eklatant unterschiedlich. Um die 40 Meter benötigte der VW Golf bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h für den Halt nach einer Vollbremsung. Der mit dem Avon bereifte Golf kam erst nach über rund 60 Metern zum stehen. Das sind 20 Meter die im schlimmsten Falle über Leben oder Tod entscheiden.

Die Herausforderung

Diese drastischen Ergebnisse zeigen, dass Reifenhersteller verpflichtet werden müssen, ihre Reifen so zu entwickeln, dass diese auch im abgefahrenen Zustand vor allem bei Nässe ihre ursprüngliche Performance behalten. Um dies zu beweisen, fordert Michelin eine Prüfung der gefahrenen Pneus mit dem gleichen Regelwerk der neuen Reifen.

Die Vorteile von gefahrenen Reifen

Mit der Abnahme der Profiltiefe verändern sich die Reifen auf trockenem Untergrund zu ihrem Vorteil. Erstens verbessert sich das Bremsverhalten, zweitens bietet er insgesamt mehr Grip und drittens verringert sich der Rollwiderstand, was zu einem deutlich niedrigeren Spritverbrauch führt. Deshalb sollten laut Michelin Reifen tatsächlich bis zur gesetzlichen Profiltiefe von 1,6 Millimetern gefahren werden.

Fazit

Der Vorstoß von Michelin scheint beachtlich. Ein Hersteller fordert seine Kunden auf, die Reifen länger zu fahren und verzichtet damit auf Umsatz. Auf der anderen Seite lockt Michelin neue Kunden an, die nach einem Test mit abgefahrenen Reifen von der Performance der Franzosen überzeugt werden. In der Summe ist es ein Gewinn für alle Seiten. Die Verkehrssicherheit wird erhöht, da sämtliche Hersteller sich den neuen Prüfungen stellen müssen. Zudem wird für Michelin die Long Lasting Performance Strategie aufgehen, da das Unternehmen als Initiator beachtliches geleistet hat.