Der KdF-Wagen war 1936 noch ein Prototyp, als der Opel Kadett auf den Markt kam.
Für seine Zeit ein echter Volkswagen, weil er gerade einmal 2.100 Reichsmark kostete. Dazu war er technisch auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt.

1936 Opel Kadett
Die Konstruktion des Opel Kadett
Die Fahrzeugherstellung am Fließband war bei Opel schon länger im Einsatz. Mit dem 1935 vorgestellten Olympia wurde die selbsttragende Ganzstahlkarosserie im Pkw-Bau implementiert. Dieses Konstrukt wurde auch beim Opel Kadett angewandt. Die 1934 von Opel patentierte Fertigungsmethode der Zusammenführung von Karosserie mit den Aggregaten (Motor, Getriebe und Achsen) wird bis heute Hochzeit genannt.
Die Vorteile gegenüber der damals üblichen Konstruktion aus Fahrgestell und Holzaufbau sind neben einem geringeren Gewicht, eine steifere Fahrgastzelle mit einem höheren Sicherheitsniveau sowie ein niedrigerer Schwerpunkt.
Der Kadett punktete seiner Zeit auch mit einer hydraulischen Vierradbremse, Fahrtrichtungsanzeigern in Form eines Winkers, einer zugfreien Entlüftung durch dreieckige Ausstellfenster und einem von innen zugänglichen Gepäckraum.

Opel Kadett Werbeplakat
Antrieb und Fahrverhalten
Der Vierzylinder-Motor mit einem Hubraum von 1.073 Kubikzentimetern trieb den rund 757 Kilogramm schweren Kadett auf bis zu 100 km/h. 23 PS leistete das Triebwerk, das auch im Vorgängermodell P4 sein Werk tat. Eine Besonderheit war die Benzinversorgung der Brennräume mit einem Fallstromvergaser mit Venturi-Rohr.
In dieser nach dem italienischen Physiker Giovanni Battista Venturi (1746 -1822) benannten Düse wird vor der Drosselklappe der Kraftstoff in den angesaugten Luftstrom gemischt.
Der Opel Kadett wurde in der Presse gefeiert. So schrieb die Braunschweiger Tageszeitung am 5. Dezember 1936: „Der Kadett ist, wie die ersten Probefahrten uns bestätigen, ein für die Preislage keineswegs alltägliches Fahrzeug.“ Die Kölnische Zeitung berichtete: „Genauso flink, wendig und gehorsam auf alle Befehle des Fahrers (…), wie man es von einem karrieremachenden Kadetten erwartet.“
1938 bekam der Kadett im Zuge einer Modellpflege einen Spitzkühler im Stile des späteren Art déco. Im Januar wurde zudem eine viertürige Version eingeführt. Deutlich abgespeckt wurde im selben Jahr das Modell KJ 38 eingeführt. Es verstand sich als Konkurrent des KdF-Wagens und wurde vom NS-Regime mit wenig Freude registriert. Bis 1940 wurden insgesamt 107.608 Fahrzeuge verkauft.

Opel Kadett (1936)
Der erste Kadett aus dem Wirtschaftswunderland
1962 startete der Opel Kadett A in den Markt. Viel Glas sorgt für eine gute Rundumsicht und die hinteren Enden sind als sogenannte Peilecken geformt. 1963 folgte der Caravan und bis 1965 verkaufte Opel 650.000 Fahrzeuge. Wie die Geschichte weitergeht, erzählen wir im kommenden Jahr zum 60. Geburtstag der Kadett- und Astrafamilie der Nachkriegszeit. Vorher empfiehlt sich ein Rundgang im virtuellen Opel Classic Museum.

Opel Kadett A, 1962
Tipps für Sammler
Die Interessengemeinschaft Alt-Opel steht mit Rat und Tat zur Hilfe, wenn es um einen Opel Kadett oder auch ein anderes Rüsselsheimer Gewächs geht. Vorkriegsmodelle sind rar gesät und kosten je nach Zustand deutlich über 10.000 Euro.
Der Mann hinter dem Opel Kadett
Heinrich Nordhoff führte 1936 als technischer Berater der Verkaufsleitung von Opel den Kadett in den Markt ein. Bekannt wurde Nordhoff in seinen Tätigkeiten als Generaldirektor der Volkswagenwerk GmbH (ab 1948) und als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG von 1960 bis zu seinem Ableben am 12. April 1968.

Opel Kompaktklasse