Laute Aufschreie sind von Seiten vieler deutscher Medien zu hören und zu lesen, wenn wieder einmal Apple, Google oder Tesla mit lautem Getöse über ein selbstfahrendes Auto berichten. In Deutschland wäre man mit dieser Technik weit abgeschlagen und nicht auf der Höhe der Zeit. Was für ein Unsinn, werte Kolleginnen und Kollegen. Laut VDA-Präsident Matthias Wissmann gehören 58 Prozent der Patente im Bereich Autonomes Fahren deutschen Unternehmen. Und auch so kleinen Ideenschmieden wie Paravan auf der Schwäbischen Alb.

Paravan – Die Mobilitätsentwickler

Paravan ist ein ganz besonderes Unternehmen. Entstanden aus einer dramatischen Begegnung des Firmengründers Roland Arnold auf einem Rastplatz einer deutschen Autobahn Mitte der 1990er Jahre. Er beobachtete eine Dame, die ihren in einem Rollstuhl sitzenden Mann in das Auto heben wollte. Roland Arnold bot sofort seine Hilfe an und kam auf dem Heimweg ins Grübeln, wie solchen Menschen die eigene Mobilität leichter ermöglicht werden kann.

Die erste Idee war geboren und der Grundstock gelegt. 1997 entstand auf Basis des Chrysler Voyager der erste behindertengerechte Umbau für Passagiere. Aber Arnold wollte mehr und mobilitätseingeschränkten Menschen die Chance geben, selbst ein Fahrzeug zu lenken.

Produktvielfalt

Das Ziel, in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen, das Führen eines Fahrzeugs zu ermöglichen, gelang den Tüftlern um Roland Arnold in perfekter Art und Weise. Neben dem Umbau von Fahrzeugen nahm sich Paravan auch die Entwicklung von Elektro-Rollstühlen an. Diese können so konfiguriert werden, dass sie nach dem Andocken hinter dem Lenkrad als Fahrersitz dienen.

Paravan hat die Steuerung von Fahrzeugen so weit entwickelt, dass selbst Menschen ohne Arme ihr Automobil im Straßenverkehr fahren können. Möglich machen dies die selbst konstruierten Systeme, die das Fahren zum Beispiel per Joystick ermöglichen.

Bis heute hat Paravan mehr als 5.000 Automobile behindertengerecht umgebaut. In der Gesamtsumme aller Fahrstrecken im Entwicklungs-, Test- und Kundenbetrieb absolvierten diese eine störungsfreie Distanz von 120 Millionen Kilometern im öffentlichen Straßenverkehr.

Space Drive II

Ein elementarer Schritt hin zum autonomen Fahren ist Paravan mit Space Drive II gelungen. Das redundante, das heißt mehrfach abgesicherte System, ist auf der bereits für den Straßenverkehr zugelassenen Drive-by-wire-Plattform aufgebaut.

Drive by wire ermöglicht beispielsweise den Entfall der Lenksäule. Ein sicherheitsrelevanter Aspekt, da diese bei Unfällen ein hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt. Zudem ergeben sich für das Design des Innenraums neue Möglichkeiten, wie es gemeinsam mit Rinspeed gestaltete Entwürfe zeigen.

Zudem ist die Steuerung eines Fahrzeugs auch über ein Smartphone möglich. Tests mit einem Ferrari auf dem firmeneigenen Verkehrsübungsplatz zeigen dies in den beiden am Ende des Artikels zu findenden Videos besonders eindrücklich.

Olli

Unter der Federführung des US-Unternehmens Local Motors wurde in Phoenix/Arizona der selbstfahrende “People-Mover” Olli realisliert und am 17. Juni 2016 in Washington D.C. das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Ein wesentliches Kernelement ist das Space-Drive-System von Paravan, dass mit der multiredundanten Steuerung von Gas, Bremse und Lenkung das autonome Fahren dieses Kleinbusses möglich macht.

Fazit

Aichelau mag ein verschlafenes Nest auf der Schwäbischen Alb sein. Total ausgeschlafen sind Firmengründer Roland Arnold und sein mittlerweile fast 160 Beschäftigte umfassendes Team. Wer braucht schon Apple Google und Tesla wenn es um autonomes Fahren geht? Ohne Namen nennen zu dürfen, zeigt allein die Präsenz von Fahrzeugen  mit Ingolstädtern, Münchnern oder Stuttgartern Kennzeichen auf dem Parkplatz von Paravan, das große Interesse der Automoblherstellerindustrie an der Technologie von Paravan.