Volkswagen steht für Qualität, Vernunft–  und mehr: Seit 70 Jahren werden auch Spaß-Mobile auf die Straße gebracht. Sie beweisen, wie gut Ingenieure und Techniker mit Visionen und Emotionen umgehen können. Eberhard Kittler, Leiter des AutoMuseums Volkswagen in Wolfsburg und im Bild oben im „Flachschnauzer“-Buggy des belgischen Herstellers APAL zu sehen, hat für uns die Geschichte aufgeschrieben.

Stretchmobile mit Teakholzboden, Zwölfzylinder in der Kompaktklasse, Strandmobile im Jolly-Look – all dies und noch viel mehr ist in den Asservatenkammern in Wolfsburg erhalten geblieben. Wenn Ingenieure dürften, wie sie können, bräche das ganz große Staunen aus. Viele Ideen, viele Entwürfe und viele Einzelanfertigungen. Aber alles nicht zu kaufen. Denn ein Volumenhersteller wie Volkswagen ist auf die konstant hohe Nachfrage seiner Modelle angewiesen. Und dennoch erwiesen sich die Vorstände keineswegs als Spaßbremsen, gaben sie doch immer mal wieder grünes Licht für die emotionsgeladene Unvernunft auf Rädern – vorzugsweise in offener Ausführung.

Die Geschichte der Spaß-Mobile von VW begann mit dem Käfer Cabriolet, der von Karmann in Osnabrück entwickelt und dann im Volkswagen-Auftrag gebaut wurde: von 1949 bis 1980 in über 330.000 Exemplaren. Zu Unrecht fast vergessen, dass daneben eine Roadster-Variante des offenen Krabblers auf die Straße gebracht wurde.

Das „VW Käfer Hebmüller-Cabrio“ hatte ein kürzeres Dach als das reguläre Cabrio und weniger Platz auf der Rückbank. Aber: Schick!

Sechsstellige Beträge für den Schönling aus Wülfrath

Die Firma Hebmüller baute indes nur wenige ihrer schon damals lifestyligen Schönlinge mit zwei Notsitzen im Fond (exakt: 696 Stück) – nicht, weil die Kundschaft nicht wollte, sondern weil die Fabrik in Wülfrath bei Wuppertal 1953 unglücklicherweise abbrannte. Aktuell werden für diese raren, aber heiß begehrten Fahrzeuge sechsstellige Beträge gefordert und gezahlt.

Heutige Designer – die sich der Herausforderung selbstragender Karosserien stellen müssen – hätten allen Grund, ihre damaligen Kollegen zu beneiden. Denn die hatten, dank des stabilen Käfer-Plattformrahmens, viel mehr gestalterische Freiheiten. Folglich entstanden bis in die 80er-Jahre weltweit Dutzende von Kleinstserien und Unikaten.

Sommerfrische für die gesamte Familie: Der EMPI-IMP Buggy (1966 bis 1971).

Zur Legende gerieten die kompromisslos offenen Dune-Buggys und die, aufgrund des abgeschnittenen Hecks, martialischen Baja-Bugs, die beide – natürlich – ursprünglich aus Kalifornien kamen. Während sich die Baja-Renner, die jeden TÜV-Beamten in den Wahnsinn getrieben hätten, nur in wenigen Exemplaren auf hiesige Straßen wagten, avancierte der Buggy auch in Europa zum begehrten Hingucker mit Evergreen-Potenzial.

Ab Mitte der 60er bauten mindestens zwei Dutzend europäischer Karossiers die offenen Jungbrunnen. Zu ihnen zählte Karmann in Osnabrück. Dort setzten die Ingenieure die Idee eines Leserwettbewerbs der Automobilzeitschrift „Gute Fahrt“ in Form eines stylischen Freizeitmobils um.

Auch wenn sich die Zahl der Dünen in Deutschland in Grenzen hält – Dune-Buggys waren hierzulande überaus begehrt.

Die coolen zwei- und viersitzigen Sandflöhe waren gerade in Deutschland ein Hit, hatten sie doch das erträumte California Dreaming-Gefühl serienmäßig an Bord. Für Do-it-yourselfer wurden sogar preiswerte Umbausätze auf Käfer-Basis angeboten.

Das erste „Cross-over“-Modell von Volkswagen

Volkswagen selbst sicherte sich mit dem ab 1969 angebotenen „Typ 181 Kurierwagen“ ein Stück vom Kuchen. Zu einer knackigeren Modellbezeichnung konnte man sich leider nicht durchringen … Dieser quasi umgekleidete Käfer – mit Heckmotor und Heckantrieb – dürfte das erste „Cross-over“-Modell der Volkswagen Historie gewesen sein. Nennenswerte Stückzahlen brachten die Versionen für Bundeswehr, Forst- und Kommunaldienste. Einen echten Schub fürs Image lieferte der Fünfsitzer mit der umklappbaren Scheibe in den USA, wo die Fans ihn „The Thing“ tauften. Zusammen mit dem Bulli illustrierte er trefflich die Hippie-Ära.

Nur ein kleiner Teil des Kurierwagens ging ans Militär. Der große Rest wurde überaus zivil und manchmal auch lifestylig genutzt.

Und auf Bali, wo der Typ 181 eine Zeitlang montiert wurde, ist er noch heute als grellbunt lackiertes Touristenmobil im Einsatz. Rund 140.000 Kurierwagen entstanden insgesamt.

Sehr viel ernsthafter ging der Iltis (Typ 183) zur Sache, der ab 1979 in ziviler Version zu haben war.

Der Iltis in der seltenen Zivil-Version.

Das permanent allradgetriebene Oben-ohne-Gefährt basierte auf einem Militärfahrzeug aus Ingolstadt, war aber zum knackigen Abenteuermobil umgemodelt worden. Den Boden dafür bereitete der grandiose Mehrfach-Sieg von vier dieser Iltis bei der Rallye Paris-Dakar 1980. Wer dieses Modell mit kurzem Radstand und minimalen Überhängen orderte, durfte sich unbesorgt in extremes Gelände wagen.

Mit Sieger-Optik von 1980: Eine Replika des Rallye Paris-Dakar-Fahrzeugs

Mit Differenzialsperren, einer Steigfähigkeit von 75 Grad und einer Wattiefe von 600 mm konnte der Iltis viel mehr als erwartet – und dies bevorzugt jenseits der sprichwörtlich ausgetretenen Pfade. Mehr als 10.000 Fahrzeuge wurden ausgeliefert.

Über einen deutsch-italienischen Mischling

Aber auch im Segment der populären Kompakten war bei Volkswagen der Fahrspaß zuhause: Zur Legende reifte das ab 1979 gebaute Golf Cabrio. Weithin unbekannt dagegen ist eine offene Version des Golfs, namens Passo.

Der Biagini Passo. Eine Mischung aus Golf I Cabrio und Golf Country.

Sie entstand in Kooperation mit der Firma ACM / Biagini nahe Pescara an der Adria. Von 1990 bis 1993 wurden dort rund 300 allradgetriebene Golf Country mit allerhand Fremdteilen zu Cabrios umgebaut. Unter dem riesigen Verdeck fanden bis zu fünf Personen Platz.

Mit offizieller Hersteller-Plakette am Überrollbügel: „Biagini powered by Volkswagen syncro“

Die erhöhte Sitzposition bot kein anderes Fahrzeug. Mindestens 50 dieser rollenden Sonnenanbeter kamen nach Deutschland, fielen aber weit ab der milden Witterung Italiens größtenteils dem Rost zum Opfer.

Damit war das Thema „Offen offroad fahren“ noch lange nicht zu Ende, im Gegenteil. Denn 2016 überraschte Volkswagen mit dem Sondermodell Beetle Dune Cabrio, das aus jeder Perspektive die Sinne betört.

Mit dem Beetle Dune schlug Volkswagen den Bogen zum einstigen Baja-Bug, der in Südkalifornien und Mexiko seine Heimat hatte.

Dieser Cross-over ist ein Klassiker ab Werk – höhergelegt dank des sogenannten „Schlechtwege-Fahrwerks“, auf 18-Zöllern, mit schicken Anbauteilen, in knalligen Farben (darunter das eigens kreierte „Sandstorme Yellow Metallic“) und mit attraktiver Ausstattung. Damit ist die Idee des einstigen Baja-Bugs endlich auch in Mitteleuropa angekommen.

So richtig Appetit auf Ungewohntes machten die Visionäre im März 2016 in Genf. Mit dem Concept Car T-Cross Breeze waren Ideen und Erfahrungen all der hier genannten unkonventionellen Autos eingeflossen.

Der T-Cross Breeze nahm vorweg, was demnächst Wirklichkeit wird – ein offenes SUV fürs kleine Abenteuer zwischendurch.

Das 4,13 m kurze Kompakt-SUV überspannt ein großes Verdeck, das bei Bedarf jede Menge blauen Himmels ins Fahrzeug hineinlässt. Ein zukunftsweisendes Gute-Laune-Mobil fürs kleine Abenteuer zwischendurch, mit einem Interieur von Morgen, das nicht nur den vollvernetzten Hipster zum Träumen bringt. Bei seinen zahlreichen Messeauftritten traf der T-Cross Breeze auf ungeteilte Begeisterung. Das lässt auf mehr hoffen.