Steckbrief Cadillac ATS-V
Coupé oder Limousine? Diese Frage sollte man sich stellen, wenn man sich für den Cadillac ATS-V entscheiden möchte. Dem kleinsten aus der Flotte des US-amerikanischen Premiumherstellers. Der ATS-V ist zwar der schwächste aus dieser Super-Sport-Serie, mit 346 kW (470 PS) garantiert nicht untermotorisiert.
Knapp geschnitten
Vielleicht sind der deutliche Preisunterschied von 3.000 Euro, die Limousine des Cadillac ATS-V kostet 69.900 Euro, das Coupé 72.500 Euro und die mit der zweitürigen Karosserieform einhergehenden Platzverhältnisse Grund genug, sich für vier Türen zu entscheiden.
Doch auch die Limousine ist trotz einer Länge von über 4,67 Meter im Innenraum knapp geschnitten. Sportlich Orientierte fühlen sich in dem auf den Fahrer zugeschnittenen Cockpit sofort wohl. Sind die Seriensitze schon gut geformt, ist die Investition in das 2.400 Euro teure Recaro-Gestühl aus Leder und Velourleder-Einsätzen klug.
Für die Fondpassagiere sind die beiden äußeren Plätze eingermaßen okay, der mittlere nur eine Art Notsitz. Dafür lässt sich die Rückenlehne umklappen, was mir den Transport eines im Karton verpackten 55-Zöller-TV ermöglichte. Der Kofferraum verfügt über ein Ladevolumen von 381 Litern und mittels einer Durchreiche können auch Skier oder Snowboards transportiert werden.
Schneller Cadillac ATS-V
Der ATS-V hält sich mit seiner Leistung im Feld eines Audi RS4, eines BMW M3 und einer AMG C-Klasse auf. Sein 3,6-Liter-V6 wird mit einem BiTurbo beatmet und erreicht ein brutales Drehmoment von 603 Nm. Diese Kraft wird durch eine Achtgang-Automatik ausschließlich auf die Hinterachse geleitet.
3,9 Sekunden dauert der Sprint von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 304 km/h. Mit diesen Daten übertrifft der Cadillac ATS-V seine Mitbewerber aus Deutschland und ist zudem auch etwas günstiger in der Anschaffung.
Für die perfekte Performance sorgen das aus den anderen Cadillac-Modellen bekannte Magnetic-Ride-Fahrwerk und vier frei wählbare Fahrmodi. Locker lässiges gleiten bis hin zur Höchstgeschwindigkeit funktioniert im Tour-Modus. Für dynamisches Fahren auf Landstraßen mit Gangwechsel per Schaltwippen empfehlen wir den Sport-Modus.
Noch eine Stufe schärfer wird der Cadillac ATS-V im Trackmodus. Dann geht mehr quer, was aber tunlichst nur auf abgesperrten Strecken ausprobiert werden sollte. Die Einstellung Snow/Ice mussten wir in der Testwagenphase Ende November nicht nutzen. Schnee und Eis war nur auf den Bergen zu erkennen.
Das wilde Treiben mit dem AT-V begann Samstagvormittag in Darmstadt. Über nahezu leere Autobahnen konnte ich die Sport-Limousine, den montierten Winterreifen entsprechend, leider nicht jenseits der 300 km/h jagen. Dennoch war ich extrem flott unterwegs, was der Ami mit reichlich Spritdurchfluss quittierte.
Ist ja auch klar, dass jenseits der 200 km/h mit grobstolligen Pneus der Durst größer ist, als bei lockerem Cruisen mit den im Sommer montierten Schlappen von Michelin. Um die 16 Liter konsumierte der ATS-V im Schweinsgalopp und damit deutlich mehr als die werkseitig angegebenen 11, 6 Liter. Die aber problemlos erreicht werden, wenn die Autobahnen wie üblich nicht zu solchen Hochgeschwindigkeitsorgien einladen. Was zu meinem Bedauern meistens der Fall ist.
Satte Ausstattung
Neben den Recaros war unser Testwagen im sündhaft teuren Crystal White Tricoat lackiert. Der Perlmutt-Effekt in Weiß kostet 1.800 Euro und zeigt sich bei einer möglichen Reparatur noch kostenintensiver.
Cooler ist da definitiv das 6.500 Euro teure Sportpaket. Der unauffälligste, dennoch für die Verkehrssicherheit wichtige Posten, ist das farbige Head-up-Display. Für noch mehr Sicherheit sorgt das Driver-Awareness-Paket, das die Abstandsanzeige, die Verkehrszeichenerkennung, die automatische Fahrlichtregulierung, den Spurhalteassistenten sowie den Tote-Winkel-Warner und die Querverkehrswarnung umfasst.
Optisch zeigt sich das Sport-Paket mit dem Aerodynamik-Abtrieb-Paket mit Belüftungsöffnung auf der Motorhaube, Frontspoiler und Heckdiffusor aus Carbon und dem wuchtigen Heckspoiler und dunklen Schwellern.
Serienmäßig verfügt der Cadillac ATS-V über Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahr- und Rückleuchten, dem acht Zoll großen Touchscreen inklusive Navi, dem Bose Surround-System mit zehn Lautsprechern sowie 18 Zoll große Leichtmetallräder und eine Zweizonen-Klimaautomatik.
Fazit
Ein Schnäppchen ist der Cadillac ATS-V nicht gerade. Er ist zwar ausstattungsbereinigt deutlich günstiger als seine direkten deutschen Mitbewerber, liegt aber dennoch schon im Preisgefüge einer Corvette Stingray. Von einem Camaro ganz zu schweigen. So wird dieser Sportler bei uns wohl weiter ein Nischendasein führen. Trotz allen Lobes, das ich über ihn ausgeschüttet habe.
Technische Daten
Im Auto360.de Test: Cadillac ATS-V
Antrieb, Fahrleistungen und Verbrauch
Motor: V6-Benziner
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum in ccm: 3.564
Leistung in kW (PS) bei U/min: 346 (470)/5.850
Maximales Drehmoment in Nm bei U/min: 603/3.500
Beschleunigung 0–100 km/h in s: 3,9
Höchstgeschwindigkeit in km/h: 304
Tankinhalt in l: 62,5
Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 9,8
CO2-Emission kombiniert in g/km: 223
Abmessungen, Gewichte, Bereifung
Länge/Breite/Höhe in mm: 4.695/1.828/1.425
Radstand in mm: 2.775
Leergewicht (inklusive Fahrer) in kg: 1.700
Zulässiges Gesamtgewicht in kg: 2.200
Kofferrauminhalt in l: 381
Bereifung: 255/35 ZR18 vorne, 275/35 ZR18 hinten
Felgen: 8,5 x 18″ vorne, 9 x 18″ Leichtmetall
Preis
Listenpreis in Euro inklusive Mehrwertsteuer: 69.900