Alles neu beim 1er BMW. Die neue Kompaktklasse aus München rollt nun auf der Frontantriebsplattform vor.
Der 1er BMW baut nun auf der UKL-Frontantriebsplattform auf, die auch technische Basis der 2er Active Tourer oder X1 ist. Der Allradantrieb xDrive ist aber auch möglich, wie unsere ersten Fahreindrücke des M135i zeigen.
Großmaul
Das wird immer heftiger mit den riesigen Kühlernieren von BMW. Der Kleinste muss natürlich sein Maul fast genauso weit aufreißen, wie seine größeren Brüder. Ansonsten wirkt der neue 1er BMW kompakt, sportlich und mit seiner niedrigen Dachlinie äußerst dynamisch.
Die Verwendung der neuen Plattform bringt, bedingt durch den Quereinbau des Motors, trotz leicht geschrumpfter Außenlänge auf den hinteren Plätzen knapp dreieihalb Zentimeter mehr Knieraum – das ist spürbar mehr als im Vorgänger. Auch die Kopffreiheit wuchs, denn in der Höhe legte der neue 1er um 1,3 Zentimeter zu. Der Kofferraum bietet mit 380 Litern nun das gleiche Maß wie Klassenprimus VW Golf.
Die Motorenpalette des neuen 1er BMW
Die Motorenpalette besteht aus Drei- und Vierzylindermotoren, wobei der M135i mit seinen 306 PS in bislang nicht erreichte Leistungssphären für BMW-Vierzylinder vorstößt – den Formel-1-Vierzylinderturbo der 80er Jahre einmal ausgeblendet. Wer Sechszylinder-Power will, muss auf 2er Coupé oder Cabrio (oder künftig Gran Coupé) ausweichen.
Während M135i und 120d ausschließlich mit Allradantrieb angeboten werden, funktioniert der Vortrieb bei den anderen drei Motorisierungen (118i, 116d und 118d) über die Vorderräder. Um Untersteuern schon im Ansatz zu eliminieren und dem neuen 1er ein Höchstmaß an Fahrdynamik mitzugeben, importierten die Entwickler ein Traktionsregelsystem aus dem elektrisch angetrieben i3s: ARB steht für Aktornahe Radschlupfbegrenzung.
Sitzt die Traktionskontrolle normalerweise im Steuergerät des ESC und bremst von dort aus einzelne Räder oder senkt die Motorleistung, um das Fahrzeug zu stabilisieren, verlegt BMW diesen elektronischen Controller direkt ins Motorsteuergerät. Damit erfolgt ein korrigierender Eingriff zehnmal so schnell. Es wird gar nicht erst ein Leistungsüberschuss erzeugt, der anschließend heruntergeregelt werden muss.
Daraus resultierende Fahrdynamik
Ergebnis von ARB in Kombination mit der Gier-Momenten-Verteilung, die durch Anbremsen der kurveninneren Räder das Überschreiten des Grenzbereichs verhindert: die Antriebsräder haben immer Vortrieb und Haftung. Der bei ersten Testfahrten gewählte 118d überzeugte mit einer unglaublichen Leichtfüßigkeit auch in schnellen Kurvenkombinationen, von Schieben über die Vorderräder (Untersteuern) auch nicht der Hauch.
Der zwei Liter große Diesel leistet 150 PS und bietet 350 Nm Drehmoment. In Kombination mit der Achtgangautomatik von Zulieferer Aisin ergibt sich ein kräftiger, aber sehr harmonischer und komfortabler Antrieb. Auch im Sportmodus bleibt die drehmomentorientierte Schaltcharakteristik erhalten.
Das Herunterschalten erfolgt eine Spur schneller als im Standardmodus, wenn beschleunigt werden muss, danach aber wählt die Automatik schnell wieder den höchstmöglichen und damit effizientesten Gang. Damit ist der angegebene Verbrauchswert von 4,1 bis 4,4 l/100 km nicht aus der Welt – auf den Testfahrten, mit kurzen schnellen Autobahnpassagen im Bereich der Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h, lag der Verbrauch bei rund fünf Litern.
Mehr Power im BMW M135i XDrive
Deutlich sportiver gibt sich der M135i. Der doppelt aufgeladene Zweiliter-Benziner treibt den an seiner dreidimensionalen Niere zu erkennenden Top-1er an. Die Kraft wird serienmäßig über xDrive mit einer Verteilung von 50:50 auf Vorder- und Hinterachse übertragen.
Eine neu entwickelte mechanische Torsen-Differenzialsperre soll den sportlichen Charakter weiter schärfen. Das maximale Drehmoment von 450 Nm steht über den breiten Bereich zwischen 1750 und 5000 Touren zur Verfügung.
Der M135 klingt sportlich, aber nicht aufdringlich. In 4,8 Sekunden sprintet der extrem agile Kompaktsportler von 0 auf 100, jedoch steht bei auch nur halbwegs sportlicher Fahrweise der Normverbrauch von 7,1 l/100 km nur auf dem Papier. Am Ende der Testfahrten über oberbayerische Landstraßen meldete der Bordcomputer gut elf Liter
Ausstattungsfeatures
Neben der Basisausstattung, die für den 118d bei 34.500 Euro liegt, stehen als Upgrades zudem Advantage für 800 Euro, Sport Line für 3.850 Euro, Luxury Line für 4.850 Euro und M Sport für 5.250 Euro. Zudem bietet BMW diverse Pakete wie beispielsweise Comfort inklusive Zweizonen-Klimaautomatik und Sitzheizung für 950 Euro und Business inklusive Navi und WLAN Hotspot für 1.250 Euro an. Der ebenfalls von uns gefahrene M135i xDrive startet bei 48.900 Euro. Der preiswerteste 1er BMW ist der 118i mit 140 PS, der ab 28.200 Euro angeboten wird.
Fazit
Der neue 1er BMW hat sein Alleinstellungsmerkmal Hinterradantrieb verloren. Das wird aber die wenigstens Kunden tangieren. Da wird sich vielleicht der eine oder andere wohl eher an dem mächtigen Kühlergrill stören. Die Preispolitik ist gewohnt hoch, diese wird aber wohl mit günstigen Leasingkonditionen kompensiert. In jedem Fall bereitet der neue 1er viel Fahrspaß und überzeugt als Diesel mit niedrigen Verbrauchswerten.
Technische Daten
Im Auto360.de Test: BMW 118d
Antrieb, Fahrleistungen und Verbrauch
Motor: 4-Zylinder-Diesel
Getriebe: Achtgang-Automatik Steptronic
Hubraum in ccm: 1.995
Leistung in kW (PS) bei U/min: 110 (150)/4.000
Maximales Drehmoment in Nm bei U/min: 350/1.750 – 4.000
Beschleunigung 0–100 km/h in s: 8,4
Höchstgeschwindigkeit in km/h: 216
Tankinhalt in l: 42
Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 4,4
CO2-Emission kombiniert in g/km: 116
Abmessungen, Gewichte, Bereifung
Länge/Breite/Höhe in mm: 4.319/1.799/1.434
Radstand in mm: 2.670
Leergewicht (inklusive Fahrer) in kg: 1.505
Zulässiges Gesamtgewicht in kg: 1.710
Kofferrauminhalt in l: 380 – 1.200
Bereifung: 205/55 R16
Felgen: 7 x 16″ Leichtmetall
Preis
Listenpreis in Euro inklusive Mehrwertsteuer: 34.500