Ende Mai durften wir den neuen Ford Ranger Raptor einen ausführlichen Praxistest unterziehen.

Unter der Haube des Pickups war der 3 Liter großen EcoBoost-V6 Twin-Turbo mit 215 kW (292 PS) montiert. Ein mächtiges Triebwerk mit einem großen Durst. Weniger als 13 Liter pro 100 Kilometer waren es kaum, die durch die Einspritzdüsen in die Verbrennungsräume flossen. Wer sparsamer und nicht weniger martialisch unterwegs sein möchte, dem sei der 2.0L EcoBlue Diesel mit 154 kW (210 PS) ans Herz gelegt.

Martialische Optik

Noch nie war ein Ford Ranger, auch wenn er Raptor hieß, so martialisch in seiner Optik. Die weit ausgestellten Radhäuser und die C-förmige Lichtsignatur an der Front unterstreichen die Fahrzeugbreite. Muskulös sind auch die Buchstabenfolge F-O-R-D im Kühlergrill und der robust wirkende Stoßfänger.

Serienmäßig verfügt der neue Ford Ranger Raptor über LED-Matrix-Scheinwerfer und LED-Tagfahrlichter. Unter den ausgestellten Kotflügeln sind 17-Zöller All-Terrain-Reifen im Format 285/70 R17 montiert. Die serienmäßige Anhängevorrichtung ist so angebracht, dass sie den hinteren Böschungswinkel nicht nachteilig beeinflusst. Die Zuglast beträgt satte 2,5 Tonnen, genug um den beladenen Zweiachs- oder Pferdeanhänger aus dem Schlamm zu ziehen.

Die umfangreiche Serienausstattung wird unter anderem mit adaptiven LED-Matrix-Scheinwerfern, LED-Rückleuchten, einem B&O Soundsystem mit 640 Watt sowie einem Motor- und Tankschutz aus Stahl ergänzt.

Das Interieur des neuen Ford Ranger Raptor

Die im neuen Farbton „Code Orange“ gehaltenen Akzente auf Instrumententräger, Verkleidungen und Sitzen setzen sich in der bernsteinfarbenen Ambiente-Beleuchtung des Ranger Raptor fort. Das sportlich konzipierte Multifunktionslederlenkrad ist ebenso wie die Vordersitze beheizbar.

Die Instrumententafel ist 12,4 Zoll groß und komplett digital. Das gilt ebenso für den wie im Ford Explorer und dem Ford Mustang Mach-E senkrecht stehenden 12 Zoll großen Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts. Über diesen Bildschirm werden das Kommunikations- und Entertainmentsystem Ford SYNC 4 ebenso gesteuert wie viele andere Funktionen des Raptor.

Darüber hinaus ist über den Touchscreen die 360-Grad-Kamera mit Split View Technologie sichtbar. Nicht nur eine große Hilfe beim Rangieren, sondern vor allem bei schwierigen Geländefahrten.

Der Antrieb und das Fahrverhalten

Der 3,0-Liter-EcoBoost-V6-Motor mit Doppelturbo besteht aus hochverdichtetem Grauguss und 75 Prozent steifer als ein Motorblock aus herkömmlichem Grauguss. Der Motor ist von Ford Performance optimiert und leistet 212 kW (288 PS) und verfügt über ein Drehmoment von 491 Nm. Die Kraft wird über das bekannte 10-Gang-Automatikgetriebe übertragen. Jede einzelne Fahrstufe hat zudem eine individuelle Ladedruck-Kennlinie.

Im Vergleich zum 2,0 Liter großen EcoBlue-Dieselmotor mit vier Zylindern und Bi-Turbo-Aufladung des aktuellen Ranger Raptor mit 157 kW (213 PS) bietet das neue Kraftwerk einen signifikanten Leistungszuwachs. Dieses Triebwerk wird für die ab dem Frühjahr 2023 auf die Märkte kommenden Ford Ranger weiter zur Wahl stehen.

Wie kennen den „alten“ Diesel aus dem Vorgänger-Raptor und waren erstaunt, dass der 3-Liter-V6 gefühlt etwas zäh zu Werke geht. Klar ist genügend Kraft vorhanden. Das Drehmoment von 491 Nm spricht für sich. Außerdem wollen rund 2,5 Tonnen bewegt werden. Entweder mit einem leisen, normalen, sportiven oder dem ultimativen Baja Auspuffsound. Grummelig klingt er in allen Lagen, angenehm sind auf Dauer leise und normal.

Auf befestigten Untergrund macht er trotz der fetten Geländereifen im 285er Format bella Figura. Das Fahrwerk ist sauber austariert und zeichnet sich durch hohen Komfort aus. Interessant wird es im Gelände und den jeweiligen Fahrmodi, die wir im nächsten Kapitel erläutern. Spaß pur war angesagt, als wie im Kieswerk unterwegs waren und bei Freunden auf dem Grundstück eine Wasserfurt passierten.

Fahr-Modi und Fahrwerk

Den neuen Ford Ranger Raptor kennzeichnet ein permanenter Allradantrieb namens e-4WD mit einem neuen, elektronisch bedarfsgesteuerten zweistufigem Verteilergetriebe sowie sperrbaren Differenzialen an Vorder- und Hinterachse sowie sieben Fahrmodi. Diese teilen sich auf drei Modi für den Straßenbetrieb und vier für den Offroad-Einsatz aus.  Im Einzelnen sind dies Normal, Sport, Gras/Kies, Stein/Fels, Sand/Schnee, Schlamm/Spurrillen und Baja.

Exklusiv im „Baja“-Modus ist das aus dem Rennsport entlehnte Anti-Lag-System aktiv. Es sorgt dafür, dass hoher Ladedruck über den gesamten Drehzahlbereich anliegt. Geht der Fahrer vom Gas, bleibt die Drosselklappe noch bis zu drei Sekunden geöffnet und sorgt auf diese Weise dafür, dass der Turbolader auf Touren bleibt.

Darüber hinaus verfügt der neue Ranger Raptor über eine Trail Control.  Eine Art adaptive Geschwindigkeitsregelanlage für Offroad-Passagen. Der Fahrer wählt ein Maximaltempo unterhalb von 32 km/h und der Pick-up übernimmt selbstständig das Bremsen und Beschleunigen.

Das Fahrwerk wurde grundlegend überarbeitet und überzeugt unter anderem mit neuen oberen und unteren Querlenkern aus Aluminium. Der maximale Federweg der Vorderräder legte um 20 auf 256 Millimeter zu, der Federweg der Hinterräder blieb dagegen mit 290 Millimetern gegenüber dem Raptor-Vorgänger unverändert.

Die FOX Live Valve-Stoßdämpfer neuester Generation ermöglichen dank moderner Steuerungstechnologie eine positionsabhängige Dämpfung. Mit einem Durchmesser von 2,5 Zoll sind sie die größten Dämpfer, die bis dato im Ranger Raptor zum Einsatz kommen. Ein spezielles Teflon-Öl reduziert die Reibung im Vergleich zum Vorgänger um rund 50 Prozent.

Mit der im Rennsport erprobten FOX Bottom-Out Control wird ein maximaler Dämpfungsdruck auf den letzten 25 Prozent des Federwegs sichergestellt, um dadurch ein Durchschlagen zu verhindern. Ebenso kann das System die hinteren Dämpfer versteifen, damit der Ranger Raptor bei harter Beschleunigung nicht einknickt.

Fazit

Der neue Ford Ranger Raptor war seinem nordamerikanischen Pendant optisch noch nie so nahe. Dazu kommt ein volumenstarker Motor, wie er ebenfalls noch nicht in einem europäischen Pickup zur Verfügung stand. Wir tendieren trotz der großen Liebe zu einem V6 zum Diesel. Dieser ist nicht nur günstiger, sondern deutlich sparsamer im Betrieb. Und mit einem Drehmoment von 500 Nm spielt er im Gelände oder im Zugbetrieb seine Stärken aus.

 

Technische Daten

Im Auto360.de Test: Ford Ranger Raptor 3.0L EcoBoost

Antrieb, Fahrleistungen und Verbrauch

Motor: 6-Zylinder-Benziner

Getriebe: Zehngang-Automatik

Hubraum in ccm: 2.956

Leistung in kW (PS) bei U/min: 215 (292)/5.500

Maximales Drehmoment in Nm bei U/min: 491/2.300

Beschleunigung 0–100 km/h in s: 7,9

Höchstgeschwindigkeit in km/h: 190

Tankinhalt in l: 80

Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 13,6

CO2-Emission kombiniert in g/km: 315

Abmessungen, Gewichte, Bereifung

Länge/Breite/Höhe in mm: 5.360/2.028/1.926

Radstand in mm: 3.270

Leergewicht (inklusive Fahrer) in kg: 2.454

Zulässiges Gesamtgewicht in kg: 3.130

Laderaum Doppelkabine in mm: Länge: 1.564, Breite: 1.224, Höhe: 877

Bereifung: 285/65 R17 Continental General Grabber A/T All-Terrain

Felgen: 8,5 x 17″ Leichtmetall

Preis

Listenpreis in Euro inklusive Mehrwertsteuer: 80.265,50