Spätestens beim ersten Raureif sollten Winter- oder Allwetterreifen aufgezogen werden. Von O bis O besagt die Regel, die Oktober bis Ostern meint.

In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass bei Schnee und Eis die Ausrüstung von Fahrzeugen an die Wetterverhältnisse angepasst sein muss. Das sind insbesondere Winterreifen. In Österreich gilt die Winterreifenpflicht vom 1. November an. Aber genau wie in Deutschland nicht, wenn die Straßen trocken sind, sondern nur dann, wenn es auch tatsächlich schneit.

Ohne Winterreifen bei Schnee unterwegs? Bußgeld und ein Punkt in Flensburg

Vor einer termingebundenen Winterreifenpflicht schreckte der deutsche Gesetzgeber zurück. Angesichts der Nord-Süd-Ausdehnung Deutschlands mit sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen durchaus eine vernünftige Entscheidung. Wann die Winterreifen montiert werden, bleibt also der Entscheidung des Autofahrers überlassen. Wer nicht sehr viel fährt oder auch mal ein paar Tage das Auto stehen lassen kann, wenn es im Frühherbst überraschend schneit, kann sich also mehr Zeit lassen mit der Montage als ein Außendienstler, der jeden Tag auf sein Auto angewiesen ist.

Wer mit Sommerreifen auf Schnee unterwegs ist, bewegt sich auf doppelt glatten Terrain. Winterreifen bieten ein eindeutiges Plus, um zum Beispiel Steigungen sicher hoch und wieder herunterzukommen, auch die Bremswege bei Schnee und Matsch sind deutlich kürzer als mit Sommerreifen. Zudem bewegt sich ein Autofahrer mit Sommerreifen auch juristisch auf Glatteis: Kommt der Polizist vor Ort zur Meinung, Sommerreifen seien nicht angemessen, kostet dies 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Bei Behinderung des Verkehrs oder bei einem Unfall kann das Bußgeld auch bis auf 120 Euro klettern.

Nur Reifen mit dem Schneeflocke-Symbol kaufen

Eine wichtige Änderung gab es im Mai 2017: Galt das M+S-Symbol bislang als eindeutiges Zeichen, dass es sich um einen Winterreifen handelt, hat der Gesetzgeber die Regeln verschärft. Als Winterreifen gilt ab Produktionsdatum 1. Januar 2018 nur ein Pneu, der  das Alpin-Symbol trägt, eine stilisierte Schneeflocke plus Berggipfel. Wer jetzt Winter- oder Ganzjahresreifen ohne Schneeflocke-Symbol fährt, hat eine Übergangszeit: Diese Reifen gelten noch bis zum 30. September 2024 als Winterreifen. Juristisch ist man also auf der sicheren Seite. Allerdings verwenden alle Hersteller von Markenreifen seit vielen Jahren das Schneeflocke-Symbol. Reifen nur mit M+S-Kennung sollte man also zur eigenen Sicherheit nicht zum Einsatz im verschneiten alpinen Gelände montieren.

Sind Ganzjahresreifen vor dem Gesetz auch Winterreifen?

Das Piktogramm findet sich nicht nur an echten Winterreifen, sondern auch an Ganzjahresreifen, mit denen man dann juristisch im Schnee auf der sicheren Seite ist. Wer regelmäßig im Gebirge unterwegs ist, sollte jedoch besser richtige Winterreifen wählen, Ganzjahrespneus sind vor allem im Flachland und für Wenigfahrer eine Alternative. In jedem Fall lohnt es sich, einen hochwertigen Ganzjahresreifen, wie beispielsweise den Michelin CrossClimate 2 zu wählen.

Spezielle Regeln im Ausland?

Wer mit seinem Auto in den Wintersport fährt, sollte auf jeden Fall gute Winterreifen montieren. Denn auf verschneiten Bergstraßen  wird die Fahrt mit Sommerreifen nicht nur zum unkalkulierbaren Lotteriespiel, es drohen auch harte Strafen. In Österreich gilt zwischen November und April bei winterlichen Verhältnissen Winterreifenpflicht. Die Strafe für Winterreifensünder kann zwischen 35 und 5000 Euro liegen. Außerdem gelten dort vier Millimeter als Mindestprofiltiefe. Sind die Reifen stärker abgefahren, erfüllen sie die Bedingungen nicht mehr und gelten nicht mehr als Winterreifen. In der Schweiz kann es je nach Region sein, dass die Regionalverwaltung für einen bestimmten Zeitraum Winterreifen vorschreibt. Auch in Italien oder Frankreich kann für bestimmte Streckenabschnitte eine winterliche Bereifung verpflichtend sein.

Welche Vorteile haben  Winterreifen?

Wenn es auf den Straßen rutschig und eisig wird, können Winterreifen ihre Vorteile klar ausspielen: Bei winterlichen Bedingungen sind die Winterpneus nicht nur klar besser in der Traktion und Seitenführung, sondern haben auch einen deutlich kürzeren Bremsweg als Sommerreifen. Auf schneebedeckter Fahrbahn steht ein Auto, das von 50 km/h heruntergebremst wird, nach 35 Metern, mit Sommerreifen sind es 47 Meter. Aufpassen heißt es für Fahrer mit Winterreifen aber dann, wenn es im Winter warme Tage mit 20 Grad gibt: Vor allem auf trockener Fahrbahn haben die Winterpneus dann einen deutlich längeren Bremsweg als die Sommerreifen. Bei Temperaturen von fünf Grad plus liegen Sommer- und Winterpneus auf trockener Straße fast gleichauf (Sommerreifen knapp besser), auf nasser Fahrbahn bremsen die Winterreifen jedoch besser.

Was gilt für den Mietwagen?

Für das Einhalten der situativen Winterreifenpflicht ist in Deutschland immer der Fahrer des Autos und nicht der Fahrzeughalter verantwortlich. Das heißt: Wer im Winter einen Mietwagen bucht, sollte prüfen, ob der Wagen mit der richtigen Bereifung ausgestattet ist. Denn bei einem Leihwagen gibt es keinen Anspruch auf ein wintertaugliches Fahrzeug. Wer mit dem Mietwagen ins Ausland fährt oder vor Ort ein Fahrzeug mieten möchte, sollte sich vorab über die geltenden Regelungen und Vorschriften informieren.